Mein letztes Frühstück auf der Terrasse, mit Blick auf Vulkan |
Der reißende Fluss, Huka Falls |
mit dem Fluss Waikato der zur Stromerzeugung genutzt wird |
Dienstag 23.11. Ich bin wohl bescheuert, ich hab mich tatsächlich (denn es ist gutes Wetter) zum Fallschirmsprung angemeldet. Ich werde wohl um 13:45 abgeholt und dann geht’s los. ARG – was hab ich getan. Dennoch die haben nur meinen Vornamen, ich kann noch sprichwörtlich abspringen. Im Grunde verlasse ich damit so total meine Komfortzone das es schon weh tut – egal Ängste bekämpfen und Grenzen erleben heißt die Devise.
Craters of the Moon, hier Fumarole mit Dampf |
alsob einer das Tor zur Hölle aufgelassen hat |
oder vom Geruch her das Klo |
Gesa und ich fahren durch die Stadt und machen Sightseeing solang ich noch Galgenfrist habe. Obgleich die Stadt nicht viel zu bieten hat, gibt’s viele interessante Punkte in der unmittelbaren Umgebung. Es gibt die Huka Falls, die sehr eindrucksvoll sind. Dort schießt der Waikato River mit Spitzengeschwindikeiten durch eine enge Felsschlucht. Man selbst steht über einer Brücke über der nicht sehr breiten und nicht sehr tiefen Schlucht. Nachdem sich das Wasser durch ein immer enger werdendes Bett zwängt stürzt es dann eine 10m hohe Felsbarriere herunter und sprüht in Gischt hervor – sehr eindrucksvoll. Der Fluss wird übrigens auch zur Stromerzeugung genutzt und erzeugt damit 15% der Energie Neuseelands.
überall Blubberts und Dampfts |
Anschließend fahren wir 5min weiter zu den Craters of the Moon. Die Kiwis scheinen den Mond zu lieben, denn sie geben vielen Orten Namen die mit dem Mond zutun haben ohne das sie irgendeine Ähnlichkeit mit dem Mond haben. (vgl. Clay Cliffs am 3.11 die als Moonlandscape beschrieben wurden aber überhaupt nicht so ausschauen.)
Jedenfalls handelt es sich bei den Craters of the Moon um eine Geothermalzone von starker Entwicklung. Das Gebiet ist nach Eintrittspreis von 6$ pP. zugänglich und man kann den Rundweg auf Holzbohlen laufen der etwa eine Stunde dauert. Man darf dabei ausdrücklich nur auf den Wegen bleiben (Ein Quad fährt Wache). Verlassen der Wege ist lebensgefährlich weil heißer Dampf, kochendes Wasser und Schlamm einem Schaden zufügen kann.
Schlammblubber |
und Schwefelgeruch |
So laufen wir da auf dem Weg dahin und sind schwer beeindruckt. Das Gebiet liegt in einer großen etwa 200m durchmessenden Kuhle und dort brodelt es überall. Fumarolen, Spalten und Pfützen geben heißen Wasserdampf preis und blubbern vor sich hin. Hier und da hören die Fumarolen plötzlich auf, und dafür kommt plötzlich Dampf an anderer Stelle hervor. Das macht das Gebiet so gefährlich, da von Zeit zu Zeit sogar Wege umgelegt werden müssen um die Sicherheit zu gewährleisten. Ein nettes Hinweisschild am Eingang weist darauf hin das man bei Eruptionen oder einer ertönenden Sirene den Park innerhalb von 30 min verlassen soll. Na danke!
Von dort aus geht unsere Fahrt weiter zum Volcanic Activity Center. Ich werde inzwischen nervös, da es bereits 11:30 ist und mein Ableben immer näher kommt.
Im Center das auch Eintritt kostet (8$ mit Studentenermäßigung) erfahren wir interessantes über die vulkanische Region in der wir uns befinden. Die vulkanische Aktivität Neuseelands konzentriert sich auf fünf Zonen, das aktive Vulkangebirge Tongariro (direkt neben Taupo), sowie auf vier große Calderen. Eine Caldera ist sozusagen noch schlimmer als ein Vulkan, es handelt sich dabei um riesige komplexe Eruptions- und Einsturzkrater, die aus einer Vielzahl von Vulkanen besteht, also ein Vulkanring etwa. Eine dieser Calderen ist die Taupo Caldera, in der ein Großteil des Lake Taupo liegt. Am Rand dieses Sees gibt es dann das oben benannte Tongariro Gebirge, wo drei aktive Vulkane, der Ngauruhoe (2287m), der Tongariro (1967m) und der Ruapehu (2797m) vorkommen.
direkt daneben Urwald mit Dinos |
Dieses Areal ist vergleichbar mit dem Yellowstone Park, jedoch noch aktiver als dieser. So gibt’s es Daten über häufigere Ausbrüche und häufigere Eruptionen – was nicht gerade beruhigend ist. Vielleicht erinnert sich noch jemand 1995/96 gab es Ausbrüche des Ruapehu die auch Tote gefordert haben.
Dennoch wir fühlen uns sicher, ein Forschungszentrum mit zig Forschern beobachtet das Gebiet Tag und Nacht um im Notfall Warnungen auszurufen. Dennoch interessant:
Im Jahr wird Neuseeland von 15000 Erdbeben heimgesucht, wobei etwa 150 davon für den Menschen spürbar sind. Online können wir hier die letzten Daten einsehen, es gab schon Erdbeben als wir hier waren, jedoch nur kleinere die wir nicht bemerkt haben.
Eingang Volcanic Activity Center |
Meine Zeit läuft ab, zuletzt habe ich Gesa instruiert was im Falle meines Ablebens zutun ist. Sie hält hier im Hostel die Stellung und in zwei Stunden bin ich ja wieder da - hoffentlich. Ich warte am Hostel darauf abgeholt zu werden. Ich fühle mich eigentlich gut. (Vermutlich liegt das an meiner Wolverine Unterbuxe, die ich extra angezogen habe.) Im Grunde komm ich mir vor wie immer, kann mir gar nicht vorstellen was ich da nun mache, kommt mir so unwirklich vor.
Das Auto holt mich ab und ich werde zum Flugplatz gefahren – bin immer noch nicht nervös. Dort fragen die mich für welchen Sprung ich mich entschieden habe. Es gibt 12.000 ft und 15.000 ft. Ich entscheide mich für den Höchsten der möglich ist. 15.000 ft was 5000m bedeutet. Dabei fällt man 3400m, was 60 Sekunden entspricht. Dann öffnet sich der Schirm bei 1600m Höhe und man schwebt dahin – soweit der Plan.
Die geben mir die Klamotten, einen blauen Overall, eine (bescheuerte Kappe), Brille, Handschuhe und eine Atemmaske und stellen mich Peter, meinem Tandempartner vor. Peter aus Ungarn legt mir die Gurte an. Währenddessen werde ich wie ein Star Fotografiert und gefilmt, denn ich habe das DvD Paket angewählt. Bezahlt habe ich auch noch nicht, das machen die hinterher.
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Ich werde angezogen |
Falls was schiefgeht, dann hab ich wenigstens Geld gespart scherze ich. Die anderen die mit mir springen finden das nicht so witzig. Einige Leidensgenossen die mit ins Flugzeug steigen finden meinen Witz über deren Gurtsystem das irgendwie löchrig und faserig ausschaut auch nicht witzig. Ich überspiele ganz offenbar meine eigene Nervosität mit Humor (noch dazu schlechtem – gar nicht gut).
Peter und ich vor dem Sprung |
Wir sitzen wie die Hühner auf der Stange eng im Flugzeug, Peter macht weiterhin kleinere Videos. Das Flugzeug fährt rum (mit offener Tür) und startet dann. Die Propellermaschine macht Geräusche wie eine Militärmaschine ausm 2. Weltkrieg. Ich schaue aus dem Flugzeug Fenster, langsam beginne ich zu begreifen was ich da überhaupt mache. Wir fliegen ne Weile so dahin, immer im Kreis um an Höhe zu gewinnen. Dabei haben wir die Sauerstoffmasken auf um besser Luft zu bekommen. Dann, ein grünes Licht geht an, wir sind auf 12000 ft. Die schieben die Türe auf und ich sehe den Erdboden nicht – was zum Henker, die meinen das tatsächlich ernst hier! Zwei Mädels springen mit ihrem Tandempartner ab.
Noch alles cool! |
JA, JETZT BIN ICH NERVÖS. Die setzen sich zusammen auf den Rand von der Tür und dann nimmt man den Kopf hoch und die Hände an die Brust und dann springt man und dann wird man immer kleiner – naja etwas Zeit hab ich noch.
Wir steigen weiter, Türe wieder zu, ne Weile fliegen, dann Licht gelb, dann Licht grün, 15000 ft, 5000m, Türe wieder auf. Vor uns sind zwei Professionelle, die mit Faxen da rausspringen. Auch nicht unbedingt toll anzuschauen. Dann der Typ vor mir mit seinem Tandempartner, vorrücken zu Tür und die springen wirklich aus einem Flugzeug. MIR GEHT DER ARSCH AUF GRUNDEIS. Wir rücken zusammen vor bis an die Türe. Ich halt mich noch naiv an ner Stange fest um nicht rauszufallen. (Wie süß! Aber dafür bist du doch hier lieber Richard – Arg.)
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Kann es immer noch nicht glauben |
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Hier war das schlimmste schon vorbei |
Ich kann es nicht fassen, am liebsten würd ich zurück auf den Boden (Kein Problem – geht auch ganz schnell) Ich sitze an der offenen Flugzeugtür und bin baff, mir gehen Tausend Dinge durch den Kopf. Ich nehme den Kopf hoch und die Arme an meine Brust und dann springen wir!
Ich kann dazu nicht viel mehr sagen als, der Oberknaller! Das MÜSST ihr machen, da merkt man das man wirklich lebt!
Ich bin total geflashed, wie man am Gesicht sieht. |
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