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Tolles Museum in Puke Ariki |
Samstag 27.11. Nach dem wir unsere freie Campingnacht in dem Ausläufer des Egmont Nationalparks beendet haben, frühstücken wir unter riesigen Urbäumen und gigantischen Farnen. Auch hier in Lucys Gully, so heißt der genaue Picknickplatz ist es einfach idyllisch. Ein toller Platz mit enorm hohen Bäumen, das sind übrigens importierte californische Mammutbäume (Sequoia) die man hier angepflanzt hat.
Man verbringt Minuten damit den zwitschernden Vögeln beim beginnenden Tagwerk zuzuhören und betrachtet die riesigen 5m hohen Farne die wie aus dem Jurrasic Park zu stammen scheinen. Auch merkwürdig, es gibt hier viele Farne die nicht aufm Boden sitzen, sondern am Ende eines langen, verholzten Stils sitzen und fast wie eine Palme aussehen - bemerkenswert.
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Hochmodern, mit aktuellen online Erdbebendaten von ganz NZ |
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Auch sehr mordern eingerichtet, einfach toll die Museen hier |
Wir fahren wieder die 20km nach New Plymouth rein, dort besuche ich das Museum über der I-Site. Ich kann hier nun wieder sagen, deren Museen sind einfach super. Ähnliches Programm wie im Te Papa in Wellington, kostenlos, modern, interaktiv und einfach phänomenal. Es macht einfach so einen Unterschied aus wenn man was über Maori Bräuche und Instrumente liest, es sich nicht genau vorstellen kann wie die wohl auf der ollen Knochenflöte spielen sollen (man sieht an der Flöte nicht mal welche Seite die richtige ist) . Hier in den Museen Neuseelands geht man dann einfach weiter zur interaktiven Videosäule und schaut dort kleine Videos und Audiofiles an – toll!
Im Anschluss daran fahren wir quer durch die Stadt und besuchen das Tattoo und Arts Festival – so quasi eine Messe für und von Tätowierten. Ich sag euch wow, ich habe noch nie so viele tätowierte Leute gesehen wie auf diesem Festival. Hier sieht man wirklich bizarre Dinge, die man sich kaum vorstellen kann.
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Modern: Grüne Tafeln mit Waldbildern runden das Bild ab |
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Schaukästen, der Riesenvogel Moa, allerdings ausgestorben |
Dieses Festival ist voll mit neuseeländischen, australischen, wenigen amerikanischen, polynesischen und einem deutschen Künstlern die dort den ganzen Tag tätowieren und ihre Kunst zur Schau stellen. Überall ertönt das gleichmäßige Surren der Pistolen und überall liegen Leute auf Baren und Stühlen die in irgendeiner Form „verziert“ werden. Das an sich ist vielleicht nichts Besonderes, so gibt’s ja auch bei uns solche Messen die vielleicht einen ähnlichen Anblick liefern.
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Maoriabteilung, kleine Videotafeln mit Kurvideos, toll! |
Was hier vielleicht anders ist, ist das Vorkommen von vielen Leuten die sogar im Gesicht tätowiert sind. Sterne auf der Stirn, Herzen hinterm Ohr. Tribal die vom Hals den Kiefer bis zum Ohr hochlaufen, alles keine Seltenheit hier. Die Bereitschaft sich solch ein permanentes Hautbild ins Gesicht zu machen liegt vielleicht auch am Einfluss der Maoris, für die es früher normal war. Hier sehen wir auch in der Hinsicht kurioses.
Maoris die nur mit einer sumoringerartigen Unterbuxe bekleidet rumlaufen und Beine und Hintern zugemalt haben, dann Maori Männer und auch Maori Frauen, die das komplette Gesicht nach altem Brauch mit einem Gesichtsmoko verziert haben.
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Maorimoko an toller Stelle |
Hier gibt’s Unterschiede muss man wissen. Männer bei den Maoris haben traditionell nahezu das komplette Gesicht mit Linien und Symbolen verziert dazu haben sie den Hintern und die Beine von Hinten zutätowiert. Frauen haben die Lippen und den Bereich von den Lippen bis runter zum Kinn, sowie die Beine und die Hüften vorne zutätowiert. Hier laufen jetzt nicht alle Maoris so rum, aber man sieht so was schon mal.
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Oweia |
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Hier lässt die Gesa sich ihr Moko machen ;) |
Noch was Gruseliges. Mir kommt ein (recht hübsches) Mädel entgegen, die augenscheinlich gepierced ist. Sie hat diverse Piercings im Gesicht und vermutlich an anderen Stellen die man nicht sehen kann – was aber für die Story egal ist. Was man sehen kann, sind viele Piercings im Hals, dort sind auf zwei Reihen Ringe angebracht und die sind mit einer Schnur derart verbunden wie man einen Turnschuh oder ein Mieder schnüren würde – meine Güte.
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und alle sind zufrieden :) |
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es gibt hier krasse Sachen, links die Tätowierung, oben Original |
Nach dem Festival fahren wir zurück in die Stadt, suchen uns einen tollen Stellplatz und besuchen die Weihnachtsparade.
Ich sag euch, bei aller Liebe. Kiwis können viel, haben die international die stundenmäßig längste Arbeitswoche, sind Gastfreundlich und über alle Maßen freundlich, aber eins können sie (zumindest hier in New Plymouth) nicht und zwar Paraden organisieren. Ich habe noch nie in meinem Leben so was gesehen. Das verdient nicht den Namen Weihnachtsparade, nicht mal Parade sollte es genannt werden. Bis auf die Tatsache das wenige Menschen Nikolausmütze auf hatten und mal ein schlecht geschmückter Baum vorbeigefahren ist hatte das nicht viel von Weihnachten.
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ein Hauch von Weihnachten |
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Immerhin etwas weihnachtlich |
Positives: Ein Orchester die sogar Weihnachtsmusik gespielt haben. Kinder die als Weihnachtselfen oder Spezialeffekt, mit gelbem Gesicht als Stern (oh mein Gott) verkleidet waren und gewunken haben.
Negatives: Die gleichen Kinder haben geschaut als ob ihre Eltern sie dazu gezwungen haben und ihnen angedroht haben andernfalls den Rest ihres Lebens bei Wasser und Brot und nie wieder Taschengeld ihr unsägliches Dasein im Keller zu fristen.
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Sonne, Shorts, FlipFlops, Weihnachten in NZ |
Viele Dinge die nichts mit Weihnachten zutun hatten. Anhänger, darauf ein Rasenmäher und eine Girlande. Ein Truck der mit zwei, und wirklich nur zwei! (blau und silber) Lamettagirlanden geschmückt war und stolz bei der Parade mitfährt. Dann komische Tiere, ein Mensch als Giraffe, ein Mensch als Löwe, ein Mensch als Känguruh. Zwischendurch werden Bonbons verteilt und es hat mehr von Karneval, aber Karneval ohne Spaß und Frohsinn. Im Grunde frage ich mich warum die Zuschauer überhaupt da waren, die sahen aus als habe ihr Arbeitgeber (der vielleicht auch einen Wagen gestellt hat) sie dazu gezwungen sich diese garstige Gram anzuschauen. Ich habe Mitleid und großes Mitgefühl mit diesen Kiwis, die zwischen den Welten zwischen Weihnachten und Karneval hängen und beides nicht richtig zelebrieren können.
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schlecht geschmückte Wagen kommen |
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toller Sound?! Fehlanzeige |
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aber lustig sehen sie aus, die Kinder |
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aber offenbar wurden sie gezwungen |
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welch eine Freude |
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tolle Dekoration |
Ich hänge so meinen traurigen Gedanken nach, habe schon den Plan gefasst alle 4 Millionen Kiwis ins Rheinland einzuladen damit sie beides Erleben können, da reißt mich eine Bande Panzerknacker aus dem Gedanken. Hinter den Ganoven ist der Zug der Polizei, es gibt eine wilde Schiesserei mit Spielzeugpistolen und die zuschauenden Kinder haben sich gefreut, aber mir ist schlussendlich das Herz zerbrochen. Was ist das für eine Weihnachtsparade? Ich hatte Musik erwartet und geschmückte Wagen zum Thema Weihnachten. Wo ist mein Weihnachten, Wo ist Weihnachtsbaum, Wo ist Dekoration, Wo ist Kalt und selten Schnee, Wo ist Musik, Wo ist Glühwein, Wo ist Advent, Wo ist Familie, Wo ist das alles?
Heute, ja heute freue ich mich auf zu Hause!
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was sagt dieser Zug aus?! |
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Wow, Specialeffekts |
Zwischendurch treffen wir wieder freundliche Kiwis, wir gehen an einem Auto vorbei, das gerade eingeparkt hat. Aus dem Auto steigt eine Frau die einfach zu mir nichts dir nichts meint: „It´s a beautiful day, isn´t it?“ Sowas passiert einem hier ständig. Kassierer fragen einen was man heute machen wird und ob man ne gute Zeit hat. Tankwarte kommen manchmal heraus, tanken für einen und machen die Scheiben sauber. Kellner fragen einen wo man herkommt und fangen ein Gespräch an – einfach unglaublich! Aber das kann man wahrscheinlich nur in einem Land erleben wo es 4 Millionen Menschen und 50 Millionen Schafe gibt, und die Gespräche mit den Schafen nach einer Weile einseitig werden. (das war böse)
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